Ostsee-Treffen 2012

 ( Ein Bericht von Holger Marquardt )

Ostseetreffen 2012

oder

vom Winde verweht

 

Unsere kleine Reise vom 26.5. bis 2.6.2012

 

Eine Woche bin ich mit Birgit über die westliche Ostsee geschippert. Wir starteten mit vier Schiffen: Harald und Anne mit der Tinkerbell, Michi und Claudi mit der Fanta…Four…, Gerd und Helga mit der Julea und wir mit unserer Windhuk.

Unser Ziel war Kappeln, doch sollte es zumindest bis Strande gehen. Dort wollten wir Alf und Suse besuchen und erst dann weiter nach Kappeln. Leider wurde uns der Wind vor Heiligenhafen untreu. Ein Anruf beim Hafenmeister von Michi: „Wie sieht‘s aus? Können wir mit unserem Tiefgang bei euch rein?“

„Kein Problem, 2,50m sollten auch euch reichen und Platz für vier Segler haben wir auch. Kommt man vorbei.“ bestätigt ihm der Hafenmeister.

Und so landeten wir in Lippe.

Am nächsten Morgen wollten wir weiter. Strande wurde verworfen, es ging nach Kappeln. Gerd und Helga war der Rückweg von Kappeln etwas weit und so waren wir nur noch „drei“.

Bei drei Windstärken und halbem Wind sausten wir nur so unserem Ziel und den Rippchen entgegen. Das ging so bis Kielleuchtturm. Hier drehte der Wind auf achterlich und schlief dann völlig ein. Nun musste der „Wind“ aus dem Tank herhalten. Davon hatten wir reichlich und er schob uns eisern bis Kappeln.

Bei Stapelfeld fanden wir alle einen Liegeplatz, tranken einen „Anleger“, machten uns landfein und stürmten die „Bierakademie“.

Doch schon am Eingang wurden wir ausgebremst. Der Laden war zum Bersten voll und an Tischen, wo keiner saß, befand sich ein großes Schild: Reserviert!

Michi war den Tränen nahe und klagte der Kellnerin sein Leid: „Wir sind extra mit dem Schiff aus Hamburg (völlig übertrieben) gekommen, um hier die Krönung unserer Reise zu genießen!-

Rippchen!-

Und jetzt? Wir können doch nicht ohne Rippchen im Bauch wieder nach Hause fahren.“

Die Kellnerin hatte Mitleid und parkte uns im Schankraum am Tresen, bis ein Platz frei wurde.

Und dann war es endlich soweit! Knusprig braungebraten lagen sie auf den Tellern und dann der Duft, dazu nur etwas Brot und ein ordentliches Bier……….

An dieser Stelle muss ich aufhören daran zu denken, mir läuft gerade das Wasser im Mund zusammen.

Am nächsten Morgen trennten sich unsere Wege. Die anderen mussten wieder nach Hause und wir fuhren weiter nach Gelting. Hier wollten wir Freunde besuchen.

Die Fanta…Four…. und Tinkerbell hatten eine ruhige Rückreise.

Bevor es bei uns losgehen sollte, besuchten wir noch schnell Rainer und Heike. Wir schnackten noch ein paar Worte und legten auch bald ab.

Dummerweise genau zu dem Zeitpunkt, als die Brücke öffnete. Ist ja eigentlich nicht schlimm. Wir reihten uns in den Tross ein und setzten nur die Genua bei achterlichem Wind. Andere Segler machten es uns nach oder hatten schon die Segel gesetzt. Die Windhuk machte förmlich einen Satz nach vorn.

Wer sie kennt, weiß, dass sie ein recht großes Vorsegel hat. Mit diesem Vorsegel bei achterlichem Wind deckt man das vorausfahrende Schiff ab und es wird unweigerlich langsamer. Nun war es man so, dass nicht nur ein Schiff vor uns fuhr, sondern meistens drei nebeneinander. Und wer die Schlei kennt, der weiß dass sie nicht besonders breit und außerhalb der Fahrrinne recht flach ist. Zusätzlich kamen auch noch Schiffe von vorn.

Also, ich möchte es kurz machen, mein Adrenalin-Ausstoß war doch recht hoch.

Nachdem wir die Schlei verlassen hatten, ging es nach Norden. Die Landabdeckung war futsch und ich musste sofort von der Genua auf die Fock mit einem Reff im Groß wechseln.

Es machte richtig Spaß.

Das war Windhuk Wind.

Wir fuhren bis hoch zur Halbinsel Kegnæs und wechselten dort auf den anderen Bug, um Kalkgrund zu runden. Klappte nicht ganz. Ein Schlag war noch nötig und dann ging es auf direktem Weg nach Gelting. Hier trafen wir Manfred und Uschi und verbrachten einen schönen Abend.

Am nächsten Morgen sollte es weiter nach Flensburg gehen. DP 07 sagte Wind von 6 Beaufort aus NW rechtdrehend, am Nachmittag NO 4 Voraus.

Am Morgen losfahren wäre blödsinnig gewesen. Also vertrieben wir uns den Vormittag mit frischer Luft und spazieren gehen. Das kann man in Gelting wirklich gut.

Langsam drehte der Wind, wie versprochen, am Nachmittag in die richtige Richtung und wir konnten unsere Reise fortsetzen. Mit halbem Wind ging es Richtung Flensburg. Mit der „Marine“ lieferten wir uns noch ein kleines Match Race, wobei wir als Sieger hervor gingenJ.

Die Förde ist wirklich schön. An der „Schwiegermutter“ (rote Tonne 6) schlief der Wind doch tatsächlich ein, um 5 Minuten später erholt wieder zu wehen.

Vorbei an den Okseør fuhren wir bis zum Ende der Förde. Es war schon weit nach 2000 und somit mussten wir recht intensiv nach einen Liegeplatz Ausschau halten.

Am Mittwoch den 30.5.2012 schliefen wir recht lange und verbrachten fast den ganzen Tag in Flensburg (Frauen mögen gern bummelnL).

Am späten Nachmittag wollten wir den Rückweg antreten, schließlich stand unser Ostseetreffen vor der Tür. Leider hatte ich bis dahin nur eine konkrete Zusage, die nicht aus Großenbrode kam. Die restlichen Zusagen waren immer wetterabhängig.

Die Rückreise durch die Förde war richtig toll. Der Wind (4-5 Beaufort aus West) war unser Wind und brachte uns unserem Etappenziel Langballigau schnell näher. Schon nach kurzer Zeit waren wir da und bargen vor dem Hafen unsere Segel.

Heute war Mittwoch und wie in vielen Vereinen trafen sich die Segler zu einer kleinen internen Regatta. Es war ein reges Treiben im Hafen. Viele kamen uns schon unter Segel entgegen. Langsam fuhren wir in den Hafen bis ans Ende und drehten dort. Ich stoppte auf, um noch einen Segler durchzulassen und gab dann wieder Vorwärts.

Das war‘s mit Vorwärts. Der Motor heulte zwar auf, doch das war auch schon alles. Entweder hatte sich die Schraube verabschiedet oder Getriebeschaden. Mit achterlichem Wind nahm die Windhuk wieder Fahrt auf und wurde wieder manövrierfähig. Recht schnell beschleunigte sie wieder und ich hatte keine Bremse mehr. Zum Glück bekam Birgit einen Pfahl zufassen, den ich als Bremse benutzen wollte. Leider war die Box etwas kurz und somit haben wir uns die Nase gestoßenL.

Dumm gelaufen.

Schnell war der Fehler lokalisiert. Der Bowdenzug zum Getriebe war gebrochen.

Zum Glück war der Hafenmeister noch da. Ich bezahlte meinen etwas kurzgeratenen Liegeplatz und er gab mir eine Adresse von einem Monteur. Natürlich versuchte ich sofort mein Glück, doch da lief nur noch der Anrufbeantworter.

So, jetzt erst mal Luftholen und runterfahren. Morgen geht es weiter, dachte ich so bei mir.

Das war leichter gedacht als getan! Bei dieser Windrichtung liefen die Wellen direkt schräg von der Seite in den Hafen und wir waren der Wellenbrecher. Schöne Schaukelei.

Zum Glück schlief der Wind gemeinsam mit uns ein.

 

Gegen sieben Uhr war ich wach. Sofort machte ich mich ans Telefon und rief den Monteur an. 0461 6085

Ich schilderte ihm meine Lage und die Ursache und, - womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte, seine Antwort: „ Ja, das Teil hab ich da und bin in etwa einer ½ Stunde bei ihnen.“

In meiner Seglerlaufbahn habe ich schon mit vielen Monteuren zu tun gehabt, besonders in Dänemark. Es gab kaum Einen, den ich nicht anbetteln musste damit er mir hilft, doch der hat einfach „Ja“ gesagt, „Ich komme!“

Birgit hatte in der Nacht wilde Träume von einem schwarzen Mann, der an Bord kommt und da stand er nun, Herr Haar. Ein kleiner Pummel, von Öl und Schmiere gezeichnet, mit seinem sechsjährigen Sohn.

Naja, wenn der man durch meine Löcher passt, dachte ich so bei mir. Doch es klappte perfekt und in einer knappen Stunde war der Schaden vergessen.

Gegen 1100 setzten wir unsere Reise fort.

Nur „wohin“ war uns noch nicht richtig klar. Die Entscheidung nahm uns DP 07 ab. Er versprach uns am Freitag und Samstag Wind von 6-7 Beaufort in Böen 8-9. Im Moment hatten wir 3-4 abnehmend. Also fuhren wir Richtung Heimat. Alf war in Heiligenhafen und das sollte unser Ziel sein.

Birgit fand das ganze Unternehmen ziemlich langweilig und verabschiedete sich erst mal in die Koje. 5sm hinter Kalkgrund erwachte sie wieder. Hier mussten wir dann die Segel streichen, denn der Wind tat genau das Gegenteil von Birgit und schlief komplett ein. Den Rest der Strecke legten wir unter Motor zurück und machten in Heiligenhafen genau 2300 fest.

Es war ein so schöner Abend, dass wir noch 1 ½ Stunden bei einem Glas Wein in den Sternenhimmel schauten.

 

In der Nacht frischte der Wind wieder auf und als wir erwachten, hatten wir schon starken bis steifen Wind.

Das war nichts für Birgit. Wenn der Wind in den Wanten heult, wird sie ganz kribbelig.

Morgen sollte unser Ostseetreffen in Orth auf Fehmarn sein.

Was sollte ich machen?

Ich telefonierte erst einmal mit Kuddel: „Ja, ich hab schon auf deinen Anruf gewartet. Orth kannst du vergessen. Da steht ja so eine Welle unter der Brücke. Ich bin hier in Burgtiefe. Heiner‘s Merry ist auch hier, aber verlassen.“

Kurz entschlossen verabredeten wir uns für unser Ostseetreffen, schweren Herzens, in Großenbrode. Hier konnten alle bequem hingelangen und die Meisten waren schon vor Ort.

Als nächstes rief ich Alf an: „Ich denk du bist hier in Heiligenhafen?“

Er war nicht in Heiligenhafen, wie vermutet, sondern schon in Orth auf Fehmarn und war natürlich nicht unbedingt begeistert von dem neuen Treffpunkt.

Leider ließ er sich nicht überreden, auch nach Großenbrode zu kommen.

Wirklich schade.

Schnell rief ich noch bei Harald, Michi und Susi an, die Gerd verständigte.

Ich vermutete nicht, dass sich noch jemand Anderes auf den Weg nach Orth gemacht hatte.

Wir verbrachten den Tag mit spazieren gehen, Wind um die Nase wehen lassen und inspizierten die neue Seebrücke. Ein gewaltiges Bauwerk, an dem sich an seiner linken Seite die Wind-Surfer und an der Rechten die Kite-Surfer tummelten.

War schon schön anzusehen.

Am Abend besuchten uns Claudi und Michi. Wir verbrachten einen schönen Abend zusammen. Beim Abschied sagte er: „ Ich helf dir morgen, die Windhuk rüberzubringen.“

Samstag, der 02. Juni 2012

Ostseetreffen 2012

 

Der Wind hatte etwas nachgelassen, die Sonne schien und es war für die Jahreszeit einfach zu kalt. Im letzten Jahr hatte ich ein besseres Händchen fürs Wetter.

Um 1000 rief Michi an. Er hatte da noch so zwei einsame Segler, die heute auch gern Bootfahren wollten. Und eine Stunde später standen sie auf dem Steg. Gerd, Michi und Harald enterten die Windhuk. Birgit wurde das alles etwas zu wuselig und fuhr lieber mit Claudi im Auto nach Großenbrode. Schnell legten wir mein großes Vorsegel zusammen und schon konnten wir ablegen. Noch im Hafen setzten wir die Segel und fuhren los. Bei achterlichem Wind sausten wir der Brücke entgegen. Vorsichtshalber rief ich bei Kuddel an, ob er Hilfe braucht. Der ankerte schon im Großenbroder Binnensee und wäre für Hilfe dankbar, da er den Hafen bei Klemens nicht kannte und sein Schiff nicht unbedingt manövrierfreudig ist. Kein Problem, Hilfe sollte er bekommen.

Ich hatte das Gefühl, den Dreien machte das Segeln auf der Windhuk Spaß. Auch bei etwas mehr Wind ist unsere Windhuk kaum aus der Ruhe zu bringen. Sie schießt nicht in den Wind und ist recht Kursstabil.

Leider dauert eine so schöne Fahrt auf dieser kurzen Distanz nicht sehr lange und schon bald erreichten wir den Binnensee.

Kuddel ankerte ganz am anderen Ende. Wir bargen die Segel und warteten daß er den Anker aus den Grund brach. Langsam kam er bei uns längsseits und Michi konnte übersteigen. Jetzt hatte er einen Lotsen und Festmacher in einer Person.

Die Damen bereiteten ein Salatbüfett und dann wurde gegrillt und von alten Zeiten geredet. Zum Glück ist die Grillecke in Großenbrode etwas windgeschützt und somit hielten wir es doch eine ganze Weile aus.

Als die Kälte unangenehm wurde, bauten wir unsere Kuchenbude auf. Birgit stellte den Heizlüfter auf und schon war es schön kuschelig. Die Runde war ja nicht besonders groß und somit passten alle hinein. Es wurde noch ein schöner Abend und ich kann nur hoffen, dass uns Rasmus im nächsten Jahr besser gesonnen ist.


Holger